Hauptsach, koa Preiß

’Hauptsach, koa Preiß’ kommt …
Woher kommt der Ausspruch und war/ist er immer (noch) so gemeint?
Der Satz ist ein geflügeltes Wort bei den Münchnern gewesen. Heute vielleicht nicht mehr so, weil viele Preußen inzwischen da sind. Ich betone, ich habe nichts generell gegen sie, aber …
„es derfa koane Preißn sei“.
Nachdem dies jetzt klargestellt ist und keines Widerspruchs bedarf, kehre ich zum Ausgangspunkt zurück, dem Preissn und seiner Anwesenheit.
Ist ’Preiß’ ein Schimpfwort? Im Gegensatz zu Preuße, ja. Wobei, ein gemäßigtes. Fehlverwendungen haben zu Fehlinterpretationen geführt.
Beruhigt euch, wie angedeutet geht es nicht um preußische Menschen, die sind der Meinung der Bayern nach schon gestraft genug; es geht um alle Nicht-Münchner, die einem gewissen Kriterium unterliegen. Dabei wird generös erst bei den nördlichen Landesgrenzen Bayerns mit der Klassifizierung angefangen.
Wie dem gebildeten Münchner auch bekannt ist, sind dort ’ethnisch’ nicht alles Preußen. Die stellen jenseits der bayerischen Grenzen sogar eine Minderheit dar (was sie dem Münchner wieder eher sympathisch macht). Zudem ist ein Preuße per se noch lange kein Preiß.
Wer jetzt ins Grübeln kommt, dem sei erklärt: ’A Preiß’ ist man nicht durch Geburt, wobei dies auch sein kann. Zum Preißn wird man durch sein Verhalten. Preußen (wahrscheinlich aus Friedrich-Zeit und danach) legten dieses Verhalten an den Tag und waren damit die Namensgeber. Was der Bayer und somit auch der Münchner gar nicht abkann, ist: Große Klappe und nichts dahinter – Großspurigkeit, gepaart mit ’Die-Welt-hat-sich-nach-mir-zu-richten’.
Wie entstand nun die Redewendung?
Für junge Mädchen (und deren Eltern) waren früher Leute in Uniformen das Zeichen für eine finanziell sichere Zukunft. Uniform – gute Partie. Wobei sich die Uniform nicht auf das Militär beschränkt hat. Beamte im öffentlichen Dienst (Polizei, Post, Bahn) trugen damals alle Uniformen.
Preuße in Uniform – geht noch. Preiß in Uniform – geht gar nicht.
Für manche Eltern bedeutete ein Großspuriger ein auf sie abfärbendes gesellschaftliches Manko. So seufzten manche Mütter und Väter, wenn ihre Töchter einen nicht ganz so Standesgemäßen anschleppten: Hauptsach ’s is koa Preiß. Und das hat sich eingebürgert und ist zum geflügelten Wort geworden und geblieben.

Also Preußen und andere Zuagroaste, entspannt euch, relaxt, chilled und benehmt euch unauffällig! Dann seid ’s a koane Preißn.

P.S.
Dass sich heute ‚Preiß‘ nicht auf Preußen beziehen muss, kann man daran erkennen, dass es im Sprachgebrauch z.B. auch ein ’Saupreiß*, chinesischer’ gibt.

*Saupreiß ist die Steigerung von Preiss. Es hat nichts mit dem Schwein, der Sau zu tun. Sau hat hier die Bedeutung von ’sehr’. Siehe ’saustark’ – sehr bis äußerst stark; ’Sauhund’ – ein sehr bis äußerst verschlagener Mensch (denen hast du es gezeigt).
Die 3. Form der Steigerung ist: Saupreiß, gscherda. (Nur der Vervollständigung wegen.)

Zum Gefühl, das ein bedauernswerter Münchner beim Gebrauch der jeweiligen Form hat:
Preiß: Zorn
Saupreiß: Zorn und Wut
Saupreiß, gscherda: Zorn, Wut und Resignation/Beleidigtsein.

Und jetzt kommt es: ’Preiß’ kann auch neckenderweise verwandt werden.
Somit zeigt sich, dass der ’Preiß’ viel-verwendbar ist.

Ein Kommentar:

  1. Pingback:Warum a Preiß a Preiß bleibt (Preuße) – Da boarisch Guru (Der bairische Guru)

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