Wei mia mia san, san mia mia

weil-mia-mia-san20151013b-500Mia san mia!
hat Gott sei Dank nicht der FC Bayern erfunden. Der Spruch gehörte schon hundert Jahre früher zum Münchner und Oberland-Sprachgut, und wer weiß, wie viele Jahre davor. Er ist ein gutes Beispiel, wie man mit wenigen, unterschiedlichen Buchstaben viel ausdrücken kann.

Geschrieben scheint es nur eine einzige Aussage zu sein. Gesprochen sieht es ganz anders aus. Zudem gibt es auch Variationen, die feine Unterschiede in sich bergen.

Wichtig ist die Betonung, denn je nachdem ändert sich die Bedeutung. Gehen wir es einmal durch:
Wir sind wir! (Immer mit Ausrufezeichen/exclamation mark) Im übertragenen Sinn bedeutet das, wir sind, wie wir sind und deshalb wir.

Mia san mia! (alle drei Wörter gleich unbetont: Eine nicht widerlegbare Feststellung)
Mia san mia! (Wir, du/ihr nicht)
Mia san mia! (das wirst/werdet auch du/ihr nicht ändern)
Mia san mia! (mit Nachdruck betonend, am Rande des Drohenden, bzw. drohend)

Auf dem Land gibt es auch die Form Mia san ma mia! (ins Niederbayerische gehend) und Mia samma mia! (im Oberbayerischen) Dies ist aber eher vulgär (vom lateinischen ab vulgo – vom Volke aus). Da sich ein Städter (auch der Münchner) zu etwas Besserem zählt und das Volk eher auf dem Land sieht, siehe Satz davor. Btw. Im Allgäu heißt es Mia soin mia!

In der zweiten Lektion geht es um den erweiterten Satz:

Mia san mia, wei mia mia san. (erklärend mit Stolz, dass wir so sind, wie wir sind)
Mia san mia, wei mia mia san. (weil wir sind, wie wir sind. Können wir leider auch nicht ändern.)
Wei mia mia san, san mia mia. (erklärend, weil wir sind, wie wir sind, sind wir wir – und darauf sind wir stolz!)

Anmerkung: Hierzu gibt es eine zweite Form mit den entsprechenden Betonungen: Wei ma mia san, san ma mia! In diesem Satz gibt es zwei unterschiedliche wir; einmal ma und dann mia. Warum, weiß ich nicht, ist aber so. Bitte das ma in diesem Satz nicht mit dem ruralen ma (dem doppeltem Wir in der ersten Lektion) verwechseln.

Zur eigenen Bestätigung fragt man: Wos san ma? (oder: Wos san ma mia? (NB) oder Wos samma mia? (OB) oder Wos soin ma? (Allgäu)*)
Antwort: kurz Mia oder Mia san (ma)/samma/soin mia!
(Bitte nicht mit Wia san ma/Wia san ma mia/Wia samma mia/Wia soin ma mia? Dies wird überall mit dem einfachen Wort guad beantwortet. Wenn man noch mehr überzeugt ist, auch mit sauguad.)

*Wos soin ma? (Allgäu) ist verwirrend, da dieser Satz in München Was sollen wir bedeutet. Wo bei es auch noch Soin gibt. Das ist der Stadteil Solln.

 

Final-Lektion : Münchner/Bairischer Kreislauf

Mia san mia! (betonte Feststellung)
Mia san mia, wei mia mia san oder Wei mia mia san, san mia mia. (Wir erklären es Jemandem)
Kim umma/zuawe, dann san ma mehra. (Komme herüber/hinzu, – wenn nebenan sitzend/stehend/liegend/usw. – dann sind wir mehr (Personen) – dann ist es nicht so langweilig für dich/uns). Die/der Eingelandene wird deswegen aber nicht automatisch zum Münchner. Es wird nur ausgedrückt, dass die Einladenden eine Brücke bauen wollen.)
Mia san mia! (wenn alles gut verläuft mit der neuen Person, wenn nicht, dann ohne)

da capo

Hausaufgabe: Analysiere:
Wenn/Wann mia ned mia waan, wa ma ned mia.

Sicher gibt es auch noch andere Abwandlungen, die kann jeder selbst ergründen. Das Fundament ist gelegt. Gerne können auch Kommentare hinterlassen werden.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Münchner wird man nicht, weil man in München wohnt, sondern weil man (überwiegend) die Münchner Mentalität lebt. Die ist zum Glück (bei uns sogt ma ’God sei Dank’, von mir aus a olle ’andan Götta sei Dank’) sehr bunt und weit gefächert.
Es gibt auch ’Natives’ (eingeborene Münchner) (man benützt heute Anglizismen), die das Prädikat Münchner nicht verdienen und somit auch nicht als solche akzeptiert werden. Die sind dann Einwohner Münchens.

Viel Spaß beim Üben/Überlegen.

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