Bücher und Lektorat

Heute einmal etwas zu Büchern und Lektorat.

Selfpublisher haben meist ein Problem, egal, wie gut oder schlecht sie schreiben. Das fehlende Lektorat. Dieses kostet und ist für viele nicht erschwinglich, bzw. unrentabel. Zudem gibt es zu viele schwarze Schafe unter Lektorierenden. Also wie den richtigen finden?

Ich habe jahrelang keine moderne Belletristik mehr gekauft/gelesen. Bewusst. Ich lese gerne Literatur aller Couleur, die mindestens so alt wie ich ist. Gar manche der damaligen Schreibstile gelten heute als veraltet; es gibt aber genügend zeitlose darunter. Hemingways als Beispiel. Alte Bücher haben den Vorteil, dass sie nahezu fehlerfrei sind, also lehrreiche Analysegrundlagen bilden.

Mit dem Selfpublishing wird zu viel Halbfertiges veröffentlicht. Ähnlich vieler neuer Computerprogramme, bei denen der Kunde der Tester ist.

Viele SPler brauchen in erster Linie einen tiefer greifenden Deutschkurs. Dies würde das Lektorat vorerst erübrigen. Bei vielen fehlt das Regelwissen, das Wissen von Wortbedeutungen und Phrasen und den Anwendungen von Zeiten. Das kann man lernen. Insofern ist diese Abteilung Handwerk. Selbst Sprachgefühl kann man mit Übung erlernen. Oft auch mit Übung, Übung, Übung.

Wie sollen Leute, die sich im realen Leben schwertun, richtiges Deutsch anzuwenden, diese Sprache besser lernen, wenn Bücher dem sprachlichen Niveau der Leser entsprechen oder darunter sind.

Ich vermag nicht zu urteilen, ob es am Bildungssystem liegt. Aber ich stelle oftmals fest, dass in Büchern Fehler von Leuten mit Abitur oder gar Germanistikstudium gemacht werden, die uns (vor fünfzig Jahren) in der Unterstufe des Gymnasiums ausgetrieben worden sind. Und damit meine ich nicht nur den Superschlauen. Mit ‚ausgetrieben‘ meine ich keine Prügel.

Es mag sein, dass es manchem Autor egal ist, Hauptsache sein Buch ist auf dem Markt. Mit dieser Einstellung wird sich aber keine Buchhandlung bereitfinden, das Buch in den Laden zu stellen. Der Buchhandel lässt sich nur überzeugen, wenn neben dem Inhalt auch die Sprache/Ausdrucksweise, Rechtschreibung UND Grammatik stimmt.

Aus Gesprächen ergab sich, dass viele Autoren sich nicht bewusst sind, das Lektorierende nicht die Aufgaben eines Deutsch-Lehrers übernehmen wollen und aus Zeit- und finanziellen Gründen dies nicht tun können. Flüchtigkeitsfehler, Ungereimtheiten in der Story und im Ablauf, unangebrachten Schreibstil und falsche Bilder aufdecken und zur Diskussion stellen, das sind die Kernanforderungen an einen Lektor. Lektorat ist nicht, dem Autor sein Eigenes aufzwingen. Und schon gar kein Deutschkurs.

Als Trost an SPler: Verlage sind nicht automatisch besser! Leider!

Die Autoren mögen mir verzeihen, aber es waren einfach zu gute Beispiele, um ein Lektorat zu erklären.

Übrigens: Ein Lektorat kann nur erfolgreich sein, wenn sich beide Seiten verstehen, vertrauen und gemeinsame Wege finden. Wenn jede Seite auf seiner Version – vielleicht auch noch ohne Begründung – auf seinem Standpunkt beharrt, wird des nix. So einfach ist das.

Und Übrigens II: Auch ich bin nicht fehlerfrei und brauche ab und zu jemanden, der meine Nase auf die richtige Stelle stupst.

Und Übrigens III: Bitte keine Manuskripte. Ich lektoriere nur für mir persönlich Bekannte. Erspart uns allen viel Zeit.

2 Kommentare:

  1. Alexander Wutz

    Ja, es ist tatsächlich so, dass, wenn man ein Buch herausbringen möchte, schon eine(n) Lektor/in das Manuskript bearbeiten lassen sollte. So war es auch bei meinem Buch :“Väterchen Timofej – Ein Russe erobert die Herzen der Münchener“. Es ist immer gut, wenn man viel Vorarbeit erbracht hat, aber noch besser das Manuskript in professionelle Hände zu geben. Am besten wäre es, jemanden zu finden, der, die, sich auch mit der Thematik, über die man geschrieben hat, und es veröffentlichen möchte, selbst auch damit beschäftigt. So kommt dann ein Verstehen beider Seiten zusammen. Das Buch kann dann zu etwas Besonderen für die Leser werden.

    Ich gebe hier nur meine Erfahrung weiter – mehr nicht.

    Zusatz: Tolle Webside – gefällt mir sehr gut.

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